Verein

Im Mittelalter organisierten sich die Meister eines Berufes in Zünften, um ihre allgemeinen beruflichen Angelegenheiten zentral zu regeln. Dieser Gedanke übertrug sich auch auf die aus den Übungen waffenfähiger Stadtbürger her‐vorgegangenen Gruppen. Wie die Handwerksvereinigungen standen auch sie unter geistlichem Einfluss. Sie schlossen sich zu so genannten Gilden zusammen und da ihre Waffen Pfeil und Bogen waren, war die Bezeichnung „Schützen“ nur allzu wörtlich zu verstehen. Erstmals er‐wähnt wurden Schützengilden im heutigen Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 1139 in Gymnich und 1190 im nicht weit entfernten Düsseldorf. Den Schützen fiel aber bereits sehr bald eine weitere Funktion zu: Neben ihren Aufgaben als fest besoldete Bürgerwehr und somit als Verteidigungstruppe für den Notfall, hatten sie auch das gesellig-/sportliche Moment zu bedenken.
Schon damals nahmen die Schützen an öffent‐lichen Festen teil. Hierbei traten sie nicht nur als Veranstalter in Erscheinung, sondern auch als schützende oder ordnende Organisation, wie es ihre ursprüngliche Aufgabe war.

Dies war besonders bei allen kirchlichen Veranstaltungen, Festen und Prozessionen der Fall. Daraus entstanden im 14. Jahrhundert die ersten „Freischießen“-Veranstaltungen, die in erster Linie der Übung mit der Waffe dienten und zugleich Gelegenheit bieten sollten, bürgerliche Prachtentfaltung zu dokumentieren. So entstanden die ersten Schützengesellschaften, die im Gegensatz zu den losen Bindungen der Gilden einen stärkeren Zusammengehörigkeitscharakter trugen. Diese entwickelten nach und nach eigene Bräuche und Symbole: Fahnen und Trachten, Abzeichen, usw. Preisschießen, bemalte Schießscheiben, Pokale, Kronen und Ketten. Viele Städte unterstützten dieses Freischießen durch Stiftung wertvoller Preise und es war mitunter sogar üblich, dass der Sieger von Steuern und Abgaben befreit wurde.

Im Verlauf des 13. Jahrhunderts war von Frank‐reich her bereits eine besondere Form von Schießübungen aufgekommen, die auch in Schlesien, Nürnberg und Augsburg nachgewiesen wurde: das Vogelschießen. In Preußen ordnete 1350 der Hochmeister der Deutschordensritter die allgemeine Durchführung von Vogelschieß- Wettbewerben in den Städten an.
Eine besondere Tradition hat die „Dresdner Vogelwiese“. In 42 Meter Höhe war eine vier Meter breite und viereinhalb Meter hohe Vogelattrappe angebracht, die aus 25 Meter Entfernung getroffen werden musste. Der Kampf um die Schützenkönigswürde dauerte acht Tage. Veranstaltungen mit ähnlichem Bekanntheitsgrad wurden das „Coburger Vogelschießen“, das „Lütjenburger Bürgervogelschießen“, aber auch die Schützenfeste von Düsseldorf, Goslar und Hildesheim.
Diese als militärisch zu bezeichnende Ausrichtung der Schützengilden herrschte etwa in der Zeit vom 14. bis zum 16. Jahrhundert vor. Erst nach 1800 verloren die Schützengesellschaften vollends ihre militärische Funktion und wandelten sich zu rein geselligen Vereinigungen, die den Schießsport wettkampfmäßig betrieben.

1861 wurde in Gotha ein großes Schützen- und Turnfest abgehalten, dem die Gründung des „Deutschen Schützenbundes“ folgte.
Zur Organisation der katholischen Schützen des Rheinlands und Westfalens wurde ebenfalls 1928 die „Erzbruderschaft vom heiligen Sebastianus“ gegründet, der sich auch die Vorgängervereinigung unserer Bruderschaft, der Bürgerschützenverein Elsen, anschloss.
Für Elsen ist keine jahrhundertealte Schützentradition sicher nachweisbar. Dies lag wohl daran, dass Elsen ursprünglich eine bäuerliche Streusiedlung war. Nur der Steinhof als Sitz eines bischöflichen Beamten und der früher zu dessen Areal zugehörige Wehrturm, der später zum Kirchturm der St. Dionysius-Pfarrkirche umfunktioniert wurde, wiesen Merkmale einer Verteidigungsanlage auf. Aus den wenigen noch vorhandenen Aufzeichnungen aus der Zeit, kann man aber entnehmen, dass die Paderborner Fürst-Bischöfe in Notzeiten auch die lehnpflichtigen Bauern aus den umliegenden Ortschaften zu Verteidigungs- und Ordnungsdiensten rief.

Aus einer Gerichtsakte geht hervor, dass Elsener Bauern für die Bewachung von Verbrechern verpflichtet waren. Der Begriff „Bruderschaft“ ist heute mit dem Anschluss des entsprechenden Vereins an den „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“ verknüpft, dessen Leitsatz „Für Glaube, Sitte und Heimat“ lautet. Damit wird gleichzeitig eine kirchliche Orientierung zum Ausdruck gebracht, die katholischen Ursprungs ist, aber seit Beginn der 50er Jahre gemäß Statut auch nichtkatholischen Christen offensteht. Üblicherweise trägt jede Bruderschaft in ihrer eingetragenen Vereinsbezeichnung den Namen des, von ihr gewählten, Schutzpatrons. Dabei finden sich vorwiegend der Märtyrer Sebastian, der kämpfende Erzengel Michael, der Jäger Hubertus, der Drachentöter Georg sowie Antonius, Franziskus, Maria, Ursula, Barbara u.a. als Schutzheilige. Unsere Schützenbruderschaft trägt seit 1947 den Namen des heiligen Hubertus von Lüttich. Glaube, Sitte, Heimat sind seit jeher die Ideale, die wir vertreten.

„Schützen haben einen sicheren Stand auf festem Boden, ein gutes Auge und eine ruhige Hand.“

Welche Bedeutung das Schützenwesen für das gesellschaftliche Miteinander in Elsen hat, zeigt diese Betrachtung unseres ehemaligen Jungschützenpräses, Pfarrer Sebastian Schulz. Diese Eigenschaften, die man braucht, um ins Schwarze zu treffen, sind im übertragenen Sinne wichtige Voraussetzungen für ein sinnvolles und erfülltes Leben: Auf sicheren Überzeugungen stehen, aufmerksam das Geschehen verfolgen und überlegt und ruhig, aber entschieden das Notwendige tun. Die Schützen der St. Hubertus-Schützenbruderschaft leben dies in Elsen vor und machen damit historisch überliefertes Brauchtum für die Welt von heute nutzbar. Von Mitmenschlichkeit und Zuwendung geprägt, gibt sie nicht nur ihren Mitgliedern ein Zuhause; durch ihr öffentliches Auftreten und ihr soziales Engagement stellt sie für viele Menschen ein Stück Heimat dar. Von Zeit zu Zeit, immer mal wieder, behaupten Kritiker, das Schützenwesen diene nur der Geselligkeit. Vielfach entsteht dieses Vorurteil aus mangelhafter Information. So wird z.B. die humanitäre Hilfe der Schützen häufig nur im Stillen vollbracht. Ich möchte daher allen Kritikern entgegensetzen: Hier existiert ein festes und solides Verständnis für Werte, das den Menschen besonders in der heutigen Zeit Halt und Orientierung gibt. Das Schützenwesen ist aber vor allem ein bunter und besonders lebendiger Teil unserer Kultur. Die Schützenbruderschaften sind eingebunden in das heimatliche Geschehen, in das Fühlen und Denken der Menschen. Sie werden durch ihre Umgebung ebenso geprägt, wie sie selbst ihr Umfeld beeinflussen. Diese Verbindung ist es auch, die einen Verein lebendig und dynamisch erhält. Dieses Buch macht die Geschichte und das Wirken unserer St. Hubertus-Schützenbruderschaft transparent und hält sie gut in Erinnerung. Ich wünsche allen Mitgliedern, Freunden und Förderern Gottes Segen auf dem Weg in die Zukunft. Besonders den Jungschützen und den jüngeren Schützen möchte ich zurufen:„Nur wer seine Geschichte kennt, kann seine Zukunft gestalten“.

Die Geschichte Elsens und die unserer Bruder‐schaft ist immer mit dem Wahrzeichen Elsens, der St. Dionysius-Kirche auf dem Römerberg, verzahnt. In Elsen bilden die Kirchengemeinde und das Vereinsleben eine enge Einheit, welche zum Ziel hat, die Lebensqualität in Elsen zu erhalten und zu fördern. Majestätisch über‐ragt der Kirchturm der St. Dionysius-Kirche die umliegende Landschaft und gilt seit jeher als Zeichen menschlichen Zusammenlebens in unserer Region.
Dieser hochgelegene Standort ermöglicht einen weiten Blick auf unsere Gemeinde. lm süd‐östlichen Winkel der Großlandschaft Westfälische Bucht liegt im Übergangsgebiet zwischen der Paderborner Hochfläche, der Hellwegbörde und den Lippeniederungen, die über Jahrhunderte selbstständige Gemeinde Elsen.

Am 1. Januar 1975 wurde sie Stadtteil der Stadt Paderborn. lm Bereich der Stadt Paderborn liegt Elsen im Westen, 4,5 km von der Kernstadt entfernt. Um den Dorfkern reihen sich die Ortsteile Elsen-Bahnhof, Gesseln und Nesthausen. Heute zählt Elsen über 16.500 Einwohner und ist somit nach Schloß Neuhaus der zweitgrößte Stadtteil Paderborns. Die Einwohnerzahl der Stadt Paderborn liegt heute bei circa 153.000 Bürgerinnen und Bürgern mit Hauptwohnsitz. Germanische und römische Fundstücke lassen darauf schließen, dass schon vor Christi Geburt Germanen den Elsener Raum in dauernden Besitz nahmen. Urkundlich wird Elsen zum ersten Mal 1036 in der Busdorfer Schenkungsurkunde erwähnt. Bischof Meinwerk schenkte dem Busdorfstift unter anderem den Zehnten des zum Haupthof Neyenhus (Neuhaus) gehörenden Unterhofes Elesen (Elsen). Der Hof Elesen, vermutlich der vor Jahren abgebrochene Steinhof, scheint der Siedlungskern Elsens gewesen zu sein. Die Hofanlage besaß ein burgähnliches Steinhaus und war mit Wall und Graben geschützt, in deren Bereich auch die St. Dionysius-Kirche lag.

Deren Patrozinium weist auf die Zeit des 9. Jahrhunderts hin. Ein Ministeriale, ein Lehnsmann des Bischofs, bewirtschaftete und verwaltete den Hof und stieg im 11./12. Jahrhundert zum niederen Dienstadel auf, zum Geschlecht der Herren von Elsen. Die Ritter von Elsen werden urkundlich zum ersten Mal in der Mitte des 12. Jahrhunderts namentlich genannt. lm Siegel der Ritter von Elsen ist ein roter Sparren und darunter ein roter auf‐gerichteter oder auch laufender Löwe auf weißem Untergrund abgebildet. Das Wappen der Herren von Elsen ist zum Symbol für Elsen geworden.
Des Weiteren kann man aus dem wenigen noch erhaltenen Abgabeprotokollen lehenpflichtiger Höfe schließen, dass sich schon früh in der Nähe der Gunne an der heutigen Wewerstraße eine Reihe von Hofstellen befunden haben muss. Dazu gehören auch als Haupthöfe der Richterhof und der Schulzenhof.
lm Schutz der befestigten Hofanlage und der im 11./12. Jahr‐hundert zur Wehrkirche ausgebauten St. Dionysius-Kirche auf dem Römerberg ist der Ortskern entstanden. Durch Hofteilungen und Anlage neuer Höfe kam es zu einer kontinuierlichen Siedlungserweiterung und -verdichtung, vor allem im Bereich der Kirche, an der Gunne und in Gesseln. Doch der Streusiedlungscharakter blieb erhalten.
Die Bauernschaft Gesseln ist 1209 in der Form „Gestlen“ belegt. Nesthausen wird in der Form „Nosthusen“ zum ersten Mal 1296 erwähnt. Die Hofanlagen gehörten unterschiedlichen Grundherr‐schaften. Neben dem Bischof und Domkapitel von Paderborn traten das Kloster Abdinghof und das Busdorfstift sowie weltli‐che Grundherren auf. Nachdem es im 13. – 15. Jahrhundert zur Ausbildung der Dorfgemeinschaft und Markge‐nossenschaft gekommen war und unter der fürstbischöflichen Landesherrschaft die Ent‐stehung des Schulzen-, Richter- und Holzgra‐fenamtes durchgesetzt war, wurde Elsen im 16. – 18. Jahrhundert Teil des absolutistischen Fürstbistums Paderborn.

Vor allem in den großen europäischen Kriegen war Elsen immer wieder Schauplatz militärischer Aktionen, Requirierungsgebiet für durchziehende Truppen und Einquartierungsort während der winterlichen Kriegspausen. 1803 zählte Elsen rund 900 Einwohner und war ein relativ wohlhabendes Bauerndorf, in dem Ackerbau und Viehzucht den Hauptnahrungserwerb aus‐machten. Der Streusiedlungscharakter war weiter erhalten.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzten mit der Auflösung und Integration des Fürstbistums Paderborn in den preußischen Staat neue Wandlungsprozesse ein. 1816 wurde Elsen eine preußische Landgemeinde, in der sich durch die Auflösung der alten herrschaftlich organisierten Strukturen und durch die Aufteilung der Markgenossenschaften die Sozial-, Rechts- und Wirtschaftsverhältnisse völlig änderten. Dazu beeinflussten immer mehr die Entwicklung der Industrie, des Handwerks, des Verkehrs und der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung das Wachstum des Dorfes. Aus dem reinen Bauerndorf entstand langsam eine Mischgemeinde, in der neben den in der Landwirtschaft Beschäftigten immer mehr Menschen wohnten, die ihrer Arbeit in den umliegenden Orten nachgingen, vor allem in Paderborn und Neuhaus. Nach der Errichtung der Eisenbahnhaltestelle Elsen-Bahnhof im Jahre 1905 entwickelte sich nördlich und südlich davon ein neuer Ortsteil. Am 9. Januar 1909 wurde die Paderborner Electrizitätswerk und Strassenbahn AG, kurz PESAG, gegründet. Sie eröffnete 1913 eine Straßenbahnlinie von Paderborn nach Elsen. Die „Elektrifizierung“ Elsens ging danach rasant voran und schon bald waren erste Häuser, Straßen und die Elsener Kirche elektrisch beleuchtet. Bis 1939 stieg die Bevölkerungszahl auf 3.538 Einwohner. Nach dem Krieg wurde Elsen Teil Nordrhein-Westfalens und für viele Evakuierte und Vertriebene die neue Heimat. Der Ort nahm den Weg von einem Dorf mit durchweg bäuerlichem Charakter zur Wohngemeinde mit ländlichem Umfeld. 1960 zählte Elsen 4.817 Einwohner, Ende 1974 schon 8.074. Die Jahre nach der Gebietsreform 1975 veränderten Elsen endgültig.

Der Kernbereich des Ortes lässt nur noch an wenigen Stellen den Streusiedlungscharakter erkennen. Zahlreiche neue Wohngebiete wurden erschlossen und bebaut. Die Ortsteile Gesseln und Nesthausen verdichteten sich und sind an den Ortskern herangerückt. Nur der Ortsteil Elsen-Bahnhof ist noch durch eine Ackerlandzone vom Kernbereich getrennt. Elsen ist zu einem fortschrittlichen Stadtteil der Stadt Paderborn mit hohem Wohn- und Freizeitwert geworden, in dem ausgedehnte Wohngebiete durch qualifizierte und differenzierte Gewerbe- und Handwerksbetriebe, Einzelhandelsgeschäfte und Einkaufsmärkte ergänzt und durch ein ländliches, geografisch reizvolles Umland umrahmt werden. Durch den Bau des Elsener Bürgerhauses 1986 wurde zudem ein Veranstaltungshaus für die Elsener Bevölkerung geschaffen.

Die Elsener können ihre Freizeit auf vielfältige Art und Weise gestalten. Als herausragende Veranstaltungen in der Elsener Ge‐schichte sind die 950-Jahr-Feier Elsens im Jahr 1986 und die 975-Jahr-Feier im Jahr 2011 zu nennen. Bei beiden Veranstal‐tungen zeigten die Elsener mit einem Heimatabend und einem großen Festzug vor riesigem Publikum, was Elsen zu bieten hat. Neben der katholischen und evangelischen Kirchen‐gemeinde bieten zahlreiche Vereine unterschiedlichste Aktivitäten. Dabei bildet der Sport mit seinen zahlreichen Sportstätten einen Schwerpunkt. Ein pulsierendes Leben in den Ortsteilen, besonders getragen durch die Schützenvereine bzw. den Heimat‐verein, setzt zahlreiche Impulse und lädt zum Mitmachen und Mitfeiern ein. Neben den jährlich stattfindenden Schützenfesten ist auch noch das von der Interessen- und Werbegemeinschaft Elsen ausgerichtete „Elsener Dorffest“ erwähnenswert, bei dem sich die Von-Ketteler-Straße jeweils für einen Sonntag im Juni in eine große Kirmes- und Genussmeile verwandelt.
Auch das reizvolle Umland lädt durch ein dichtes Netz asphaltierter Wirtschaftswege zu ausgedehnten Spaziergängen, Fahrrad- und Skating-Touren ein. Am Nesthauser See und am Lippesee bietet sich für Wassersportler und Wasserbegeisterte eine breite Palette von Betätigungsfeldern. Hier kann man Wasserski fahren, Kanu und Tretboot fahren, segeln, surfen, baden oder auch einfach nur am Ufer in der Sonne liegen und seine Freizeit genießen. Zusätzlich bietet der aus der Landesgartenschau 1994 in Schloß Neuhaus hervorgegangene großflächige Schloss- und Auenbereich dem Spaziergänger abwechslungsreiche Naturerlebnisse.
Es ist beachtlich, welche großartige Entwicklung das beschauliche Dorf aus dem Westen Paderborns in den letzten Jahrhunderten vollzogen hat.